Die Brutalität der Invasion
Im Gegensatz zur Legende - die das Bild eines echten militärischen Eintritts darstellt- wurde die Invasion von Belgien und Frankreich, in Mai 1940, durch sehr schwere Kämpfe, durch eine echte Vernichtungsschlacht, die von den Ardennen bis die Küste des Ärmelkanals stattfand, markiert.
Die Verzögerungskämpfe auf der Schelde, in Lille und entlang der Kanallinie des Bergbaugebietes, des "Bassin Minier", erleichterten die Evakuierung von 340.000 britischen und französischen Soldaten. Sie verließen im Zuge der Operation "Dynamo" (26. Mai - 4. Juni) unter dramatischen Umständen Dünkirchen. Zeitgleich mit dem Einmarsch erlebte der Norden Frankreichs eine Massenflucht der belgischen und französischen Zivilbevölkerung, die sich in großen Teilen so schnell wie möglich Richtung Süden bewegte, um einer erneuten Besatzung zu entgehen.
Innerhalb weniger Tage kam das wirtschaftliche und soziale Leben zum Einsturz. Belgien kapitulierte am 28. Mai. Der Waffenstillstand vom 22. Juni besiegelte die schlimmste Niederlage der französischen Geschichte. Im Sommer 1940 befanden sich die Departements Nord und Pas-de-Calais in einem Zustand, der einem Koma glich. Während der deutschen Besatzung von 1940 bis 1944 herrschten nicht im gesamten Staatsgebiet die gleichen Bedingungen, was im Widerspruch zu einer jakobinischen Sicht der Geschichte Frankreichs steht.

Das annektierte Gebiet Alsace-Moselle (entspricht dem Gebiet des ehemaligen Reichslands „Elsaß-Lothringen“) und die Region Nord-Pas-de-Calais erfuhren eine Sonderbehandlung, durch die sie dem Schicksal der besetzten Zone um Paris und der „Südzone“ entgingen. Tatsächlich glichen die Bedingungen in den beiden nördlichen Departements während des Kriegs eher den Bedingungen in Belgien als denen im übrigen Frankreich, wie die vergleichbare Entwicklung der öffentlichen Meinung in Lille und Brüssel belegt.